Bioindikatoren

Definition und allgemeine Verwendung von Bioindikatoren

Allgemein bezeichnet Bioindikator einen Organismus oder Einzeller (Tier, Pflanze z.B. Alge oder auch Bakterium), der auf Umwelteinflüsse mit Veränderungen seiner Lebensfunktion reagiert. Bestimmte Tier- und Pflanzenarten (zum Beispiel Regenwurm, Alge, Flechte, Welsches Weidelgras) können Indikatorfunktionen bzgl. der Qualität von Luft oder Gewässer bzw. bestimmter Schadstoffe aufweisen. Die Entwicklung solcher Organismen außerhalb ihrer natürlichen Umgebung, z.B. bei veränderter Luftqualität, kann man in ihrer Wirkung analysieren und bewerten. Aus der Interaktion der biotischen Faktoren werden Rückschlüsse auf Ökologie bzw. Ökosystem von Mensch und anderen Lebewesen gezogen.

Die Reaktion auf konkrete Umwelt-Bedingungen in der Luft oder am Boden, wie Feuchtigkeit, Licht, Temperatur, pH-Wert oder Schadstoff wird für aktives Monitoring der Umwelt und Hygiene genutzt (Biomonitoring als Umwelt- und Hygienemonitoring). Die Aussagekraft eines biologischen Indikators ist umso größer, je empfindlicher er auf Veränderungen der äußeren Einflüsse reagiert. Der Wert der Nutzung von guten Bioindikatoren liegt im zuverlässigen und kostengünstigen Verfahren.

Bioindikatoren in der Hygiene

Mit dem Begriff Bioindikator bezeichnet man im Hygienemonitoring einen definierten Prüfkörper mit einer spezifischen mikrobiologischen Prüfbelastung, mit dem die Desinfektionsleistung von Geräten (z.B. Reinigungs- und Desinfektionsgerät (RDG) / Instrumentenspülmaschine, Wäschewaschmaschine, Geschirrspülmaschine) geprüft wird.

  • Relevante Prüfkörper: definierte Edelstahlplättchen, Schrauben, Teflonschläuche oder Leinenläppchen
  • Relevante Prüfverfahren: desinfizierende Leistung wird mit unterschiedlich sensiblen Mikroorganismen (z.B. Enterococcus faecium, Bacillus atrophaeus, Staphylococcus aureus, Geobacillus stearothermophilus) auf diesen Prüfkörpern getestet

Bei diesem aktiven Biomonitoring wird der Indikator mit Belastung gezielt in das zu untersuchende Gerät eingelegt und über einen kürzeren oder längeren Zeitraum den dort herrschenden Umweltbedingungen ausgesetzt (z.B. Temperatur, Reinigungs-, Desinfektionsmittel). Es soll im jeweiligen Prüfprogramm der Nachweis erbracht werden, dass die Keime abgetötet bzw. inaktiviert werden.

Entsprechend unterscheiden sich die Bioindikatoren in ihrer Eignung je nach Verwendungszweck in der Art des Prüfkörpers und der Art der Organismen/Keime.

Zur Übersicht über die wichtigsten Bioindikatoren in der Hygiene

Gibt es rechtliche Anforderungen an Bioindikatoren?

Nach rechtlichen Vorgaben, Normen und Empfehlungen sind Bioindikatoren elementarer Bestandteil einer wirksamen Qualitätskontrolle in den verschiedenen Bereichen der Hygiene, nicht nur in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen (siehe z.B. RKI/KRINKO, DIN EN ISO 15883). Auf Grund des zuverlässigen und kostengünstigen Verfahrens werden Bioindikatoren immer häufiger auch in der Gastronomie/Hotellerie (HACCP), Gebäudereinigung, Wäscherei etc. eingesetzt, immer dann, wenn es um den Nachweis einer desinfizierenden Wirkung geht.

Damit die Bioindikation dies leisten kann, sollen die Herstellung der Indikatoren nach zertifizierten Qualitätsstandards und auch die Auswertung und Analyse nach anerkannten Normen und Leitlinien in einem dafür akkreditierten Prüflabor erfolgen.

Gibt es auch andere Indikatoren zur Prüfung der Reinigungsleistung?

Ja, vor der Prüfung der Desinfektionsleistung steht die Reinigungsleistung. Nach rechtlichen Vorgaben ist die Reinigungswirkung von Reinigungs- und Desinfektionsgeräten für Instrumente (RDG, Instrumentenspülmaschine), Endoskope (RDG-E) und anderen Geräten separat und regelmäßig mit Reinigungsindikatoren zu prüfen.

Wie kann ich die Desinfektions- und Sterilisationsleistung mit Bioindikatoren prüfen?

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat im Sinne des Infektionsschutzgesetz (IfSG) verschiedene Arten von Desinfektionsverfahren untersucht, geprüft, anerkannt und veröffentlicht.

Zunächst wurden unterschiedliche Wirkungsbereiche der Desinfektionsverfahren definiert, um vegetative Bakterien, Mykobakterien, Pilze und Pilzsporen abzutöten (A), Viren zu inaktivieren (B), Milzbrandsporen abzutöten (C) und Sporen von Gasödem- und Wundstarrkrampferregern (D) abzutöten. Je nach Zweck sind thermische oder chemothermische Verfahren geeignet.

Testung thermischer Verfahren

Dampfdesinfektion:
Zu den gebräuchlichsten thermischen Desinfektionsverfahren zählen die Dampfdesinfektionsverfahren 75 °C bzw. 105 °C. In medizinischen Einrichtungen wird dieses Verfahren für Matratzen, Decken, Kissen und Vaporisatoren (ggfs. auch Abfall) angewendet. Gemäß KRINKO und DIN 58949 ist die Wirksamkeit der Dampfdesinfektion mit Bioindikatoren für Dampfdesinfektion 75 °C bzw. Dampfdesinfektion 105 °C ½-jährlich zu prüfen.

Sterilisation:
Die Sterilisationsverfahren (Dampfsterilisator, Heissluftsterilisator) werden insbesondere mit biologischen Indikatoren getestet (DIN EN ISO 11138), wenn der Nachweis der Sterilisationsbedingungen allein mit physikalischen Prüfverfahren nicht möglich ist: Zur Prüfung der Dampfsterilisation mit feuchter Hitze (Autoklav), z.B. für Wäschepakete und Hohlkörper; zur Prüfung des Heissluftsterilisation mit trockener Hitze.

Dekontamination:
Zur Desinfektion von Bettenwaschanlage / Bettgestelle, Nachttisch, Transportwagen, Containerwaschanlage, OP-Mobilar/-Schuhe etc. ist gemäß KRINKO und DIN EN ISO 15883 die Wirksamkeit der Desinfektionsleistung von Dekontaminationsanlagen ½-jährlich mit Bioindikatoren zu prüfen. Je nach Verwendung unterscheidet sich die Art der Indikatoren in ihrer Prüfbelastung (Blut, RAM) und der gewünschten qualitativen oder quantitativen Auswertung.

Prüfung Bett mit Bioindikator
Prüfung Schuh mit Bioindikator

Testung chemothermischer Verfahren: Aufbereitung von Medizinprodukten
(Zulassung mindestens für die Wirkungsbereiche A und B)

Prüfung von RDG (Thermodesinfektor):
Die Prüfung der Desinfektionsleistung von RDG für Anästhesie, Instrumente und MIC-/ Augeninstrumente mit Bioindikatoren ist gemäß KRINKO i.V.m. DIN EN ISO 15883 als ergänzende Bestätigung der desinfizierenden Wirksamkeit der eingestellten und gemessenen physikalischen Parameter mindestens ½-jährlich empfohlen:

In diesem Zusammenhang sei an die Prüfung des Nachspülwassers des RDG erinnert, die gemäß DIN EN ISO 15883 auf die mikrobiologischen Parameter Keimzahl sowie die Leitfähigkeit und den pH-Wert zur Feststellung der Abwesenheit von Prozesschemikalien (oder Schadstoffe) jährlich zu erfolgen hat.

Erforderliche Prüfung von RDG für Endoskope (RDG-E):

Gemäß Medizinprodukterecht-Durchführungsgesetz (MPDG) i.V.m. KRINKO, DIN EN ISO 15883 und Validierungsleitlinie ist die Prüfung der Wirksamkeit der Desinfektionsleistung eines RDGE mit Bioindikatoren ¼-jährlich Pflicht. Der normgerechte und gut handhabbare Bioindikator ist ein 2 m Teflonschlauch, 2 mm Innendurchmesser mit der Prüfbelastung Vollblut und dem Testkeim E. faecium sowie der Keimzahl > 109. Zur Prüfung von RDGE mit Bioindikator bieten wir auch geeignete Adapter.

Prüfung mit Indikatorschlauch und Varioadapter

Zur normkonformen Testung der Desinfektionsleistung bzw. der Reinigungs- und Desinfektionsleistung eines RDGE:

Neben dieser Prüfung ist entsprechend den o.a. Normen das Nachspülwasser des RDGE auf die mikrobiologischen Parameter Keimzahl, Pseudomonas aeruginosa, ggfs. Legionellen sowie die Leitfähigkeit und den pH-Wert zur Feststellung der Abwesenheit von Prozesschemikalien (oder Schadstoffe) jährlich zu prüfen.

Prüfung von RDG für Steckbecken (RDG-S):
Die Prüfung der Desinfektionsleistung von Steckbeckenspülgeräten (RDGS) ist nach KRINKO i.V.m. DIN EN ISO 15883 als ergänzende Prüfung mit Bioindikatoren mindestens ½-jährlich empfohlen. Üblicherweise werden diese Bioindikatoren qualitativ ausgewertet, auf Wunsch bieten wir auch Indikatoren mit quantitativer Auswertung.

Testung Wäschedesinfektion mit Bioindikatoren

Die desinfizierende Waschleistung einer Waschmaschine für Textilien ist gemäß KRINKO i.V.m. DGHM-Richtlinie bzw. VAH ½-jährlich zu testen. Jedes Programm ist separat zu prüfen, standardmäßig mit Bioindikatoren mit E. faecium oder auf Wunsch auch mit dem Keim S. aureus.

Zur normkonformen Testung der Desinfektionsleistung einer Wäschewaschmaschine mit Komplettpaket (inkl. Abdruckplatten):

Testung Desinfektion von Geschirrspülmaschine mit Bioindikatoren

Die Desinfektionsleistung einer Eintank- oder Mehrtank-Geschirrspülmaschine ist gemäß DIN 10510 bzw. DIN 10512 mit Bioindikatoren für Geschirrspülmaschine ½-jährlich zu prüfen. Dies ist insbesondere für Kantinen und Gemeinschaftsküchen, auch im Rahmen eines HACCP-Konzeptes, relevant.

Zur normkonformen Testung der Desinfektionsleistung einer Geschirrspülmaschine (insbesondere Mehrtank) mit Komplettpaket: